Griechische Impressionen im Juni 2003

Wie kommt das Salz ins Meer...

Griechenland...oder wie viele Straßen wurden bisher mit EU-Zuschüssen in Griechenland gebaut? Zwei müßige Fragen auf die es keine Antwort gibt. Vor allem das Thema Straßenbau begleitet uns des öfteren auf unserer Reise. Von der neuen Flughafenautobahn, durch die es jetzt möglich ist, statt wie früher in einer halben Stunde, in einer Stunde im Zentrum von Athen zu sein, bis zum asphaltierten Eselpfad, der plötzlich in der Höhe eines schicken Wochenendhäuschens endet...

Nun, Athen hat noch mehr zu bieten als in Bau befindliche Straßen. Genau genommen sind es die Altstadt (Plaka) und die Akropolis. Ansonsten gibt es viel Lärm, einen brauchbaren Park, de facto rush hour von 9.00 bis 22.00, in Ankündigung der olympischen Sommerspiele 2004, vermehrt Baustellen und schmutzige Luft - den berühmten Athener Smog. Angeblich stirbt jeder 4. Athener an Erkrankungen der Atmungsorgane als direkte oder indirekte Folge der Luftverschmutzung. Also, schnell rauf auf die Akropolis, die allemal einen Besuch wert ist. Einerseits ist der abendliche Ausblick auf den Moloch Athen beachtlich (hier wurde die Idee eines Smogfilters für die Kamera geboren), andererseits ist die "obere Stadt" mit ihrem mythologischen Hintergrund sehr aufschlussreich über die Götterwelt, die ja bekanntlich noch immer unsere Geschicke waltet.

AkropolisDie Akropolis wird seit 1976 durchgängig restauriert, sodass leider kein Blick auf die 2500 Jahre alten Gemäuer, Säulen und Statuen ohne Baugerüst möglich ist. Unter Aufwendung höchst akrobatischer Künste und diverser Ablenkungsmanöver der "Steinewächter" gelang es dann doch, einige antike Fotos zu erhaschen. Traurig aber wahr, die schädlichen Umwelteinflüsse verwandeln Marmor in Gips und somit ist es nur eine Frage der Zeit bis die Akropolis völlig zerbröselt.

Ein Tag Athen ist genug und weiter geht die Reise auf den Südpeleponnes. Dort werden wir mit viel Herzlichkeit und einem griechischen Bauernsalat von unserem, bereits Mitte der 70-er Jahre emigrierten, österreichischen Gastgeber, empfangen. Unter der schattigen Weinlaube unserer traditionell blau-weiß gestrichenen Unterkunft ergeben sich Überlegungen zu weiteren Unternehmungen nach dem Motto: "na doume" (vgl. österr. "schauma ma"). Klar ist, dass wir keine weiße Sandbucht suchen. Nicht dass es sie nicht gibt, allerdings heißt das: entweder ein Boot chartern, schroffe Felswände hinunterklettern oder mit dem Paragleiter in die Tiefe springen.

Moní Ágios Ioánnis Prodromoú Mit einem Mietauto begeben wir uns auf Entdeckungsreise in das Hinterland. Was die Natur hier auf dem Südpeleponnes, genauer in den Regionen Messinía, Arkadía und in der berühmt berüchtigten Máni zu bieten hat, ist sagenhaft. Die Flora und Fauna geizt keineswegs mit ihrer üppigen Vielfalt und es ist bald klar, hier gibt es unzählige Fotomotive, die Griechenland von seiner weniger bekannten, aber umso unberührteren, ursprünglichen Seite zeigen. Der Höhepunkt ist das 500 Jahre alte Männerkloster Moní Ágios Ioánnis Prodromoú in der Region Arkadía. Der erste Anblick dieses, unter einem überhängenden Felsen gebaute Gebäude lässt uns erstaunen. Auf langen, Gottvertrauen erfordernden Holzbalkonen hängt Wäsche zum Trocknen, Wasser rauscht, die Vielfalt der Vogelstimmen erinnert an die Tropen. Wider erwarten werden wir von den Mönchen mit bescheidener Herzlichkeit begrüßt und auf einen griechischen Kaffee ins Klosterinnere eingeladen. Uns selbst überlassen werden wir von der Stille, der Gelassenheit der Klosterbrüder und der mystischen Atmosphäre eingefangen.

griechische HügellandschaftDem vorauseilenden Ruf der Máni folgend geht die Reise weiter und wir erkunden diesen berühmten Mittelfinger des Südpeleponnes. Bald wissen wir worum es geht. Die Landschaft und das sanfte Licht erinnert an die Toskana, an die Provence oder an die Südsteiermark. Nur die Hügel sind schroffer. Die höchste Erhebung ist der 2404 m hohe Óros Tay´getos, auf dem jetzt, Anfang Juni noch eindeutig Schnee liegt. In der Luft liegt ein Kräuterduft, der das Herz eines jeden Asthmatikers höher schlagen lässt. Ein Griff in den nächsten Buschen und der Salbeivorrat für den kommenden Winter ist gesichert. Die unzähligen kleinen Festungen und Turmbauten lassen erahnen wie tapfer die "Mánioten" den osmanischen Eroberungsversuchen standhielten. Aufgrund ihres Stolzes, der Tapferkeit und den an anarchistische Zustände erinnernden eigenen Gesetzte, werden sie auch die Kreter des Festlandes genannt. So soll es noch bis zum Beitritt zur EU die Blutrache gegeben haben. Böse Zungen behaupten, dass es für die Mánioten weiterhin keine fremden Gesetze gibt...also Vorsicht, Leute.

LogaDem EU-Modernisierungstrend trotzend, bleibt doch alles beim Alten. Die Männer sitzen im Kafenion, die Katzen betteln bei Tisch, die Frauen tragen schwarz und die Esel schwer. Uns sind die Götter wohlgesonnen und selbstvergessen bohren wir im Lokal von Costas, der ein paar Stühle unter die Bäume am Strand gestellt hat, unsere Zehen in den Sand, trinken Amstel Bier und hier stellt sich dann auch die Frage...wie kommt das Salz ins Meer?

Text: Margareta Keiblinger
Fotos: Franz Peter Perc