Komodo Nationalpark

Seit jeher übt der Saurier eine Faszination auf uns Menschen aus. Viele Geschichten und Legenden beschreiben ihn als riesiges, blutrünstiges, prähistorisches Ungeheuer. Für den Forschergeist war somit der Anlass gegeben diesem Mythos auf die Spur zu kommen.

Schild des NationalparkesUmso erstaunter war die Fachwelt, als erste Berichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen, welche über eine 3 Meter lange Riesenechse auf dem Inselgebiet westlich von Flores berichteten. Tatsächlich scheint das letzte Refugium des Varanus Komodoensis der vier Insel umfassende Komodo Nationalpark zu sein. Berichte über etwaige Vorkommen des Komodowarans im Westen von Flores sind Spekulationen, da es definitiv keine gesicherten Beweise dafür gibt.

Sehrwohl allerdings könnten die Riesenechsen an der engsten Stelle zwischen der Insel Rinca und der Westküste von Flores, welche nur knapp 100 Meter beträgt, ohne weiteres das andere Ufer erreichen, da sie sich durch exzellente Schwimmkünste auszeichnen. Als gesichert gilt eine Population des Varanus Komodoensis im Norden von Flores, die der Autor in Zusammenarbeit mit dem Dokumentarfilmer Pauli Hien (unten) festhalten konnte*.

Insel RincaDas erste mal besuchte ich 1992 den Komodo Nationalpark auf der Rückreise von der Insel Sumba nach Singapur. Eine Woche verbrachte ich ausschließlich auf der Insel Komodo und konnte dort noch eine der legendären Echsenfütterungen miterleben. Kurze Zeit später wurden sie eingestellt. Da der Nationalpark schon damals sehr gut besucht war, war es kein Problem mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe an Backpacker ein Fischerboot zu mieten und zur zweitgrößten Insel Rinca überzusetzen. Dort erwartete uns eine sehr spartanisch eingerichtete Rangerstation, die Mühe hatte acht Leute plus einem Kleinkind zu beherbergen. Nahrungsmittel brachten wir vom Festland mit, da die Ranger selbst nur das Nötigste für den Eigenbedarf besaßen. Bereits bei unserer Ankunft in der Bucht von Loh Buaya wurden wir von einem ausgewachsenen Komodowaran empfangen, der am Anlegesteg herumspazierte. Genauso wie man sich eine Begrüßung bei einem Nationalparkbesuch vorstellt...Ein paar Tage später wäre ich beinahe in einem unachtsamen Moment, abgelenkt durch einen Wildbüffel (Kerbau Air - Bubalus bubalis), der ein nicht sehr erfreuliches Auge auf uns geworfen hatte, auf einen Waran hinaufgetreten. Glücklicherweise hatte sich das Reptil mindestens genauso erschrocken wie ich und ist noch rechtzeitig meinem Fußtritt entwischt. Dies sollte aber nicht die einzige unliebsame Begegnung mit einem Komodo Dragon gewesen sein. Ein paar Jahre später, 1996, verbrachte ich einige Zeit auf der Insel Flores, wo ich den Spuren des Mbou Riung Mbou Riungfolgte. Obwohl ich das Tier nicht tatsächlich antraf, so konnte ich doch einige Informationen über diese im Norden von Flores lebende Echse sammeln. Gemeinsam mit zwei weiteren Langzeitreisenden wurde im Fischerdorf Labuhan Bajo ein Boot gemietet und Projekt Rinca Nummer zwei nahm seinen Lauf. Kaum in der Bucht der Insel angekommen, spaziert, unglaublich aber wahr, der mir bereits bekannte Waran am Steg entlang. Gleichzeitig konnte ich beobachten, wie ortsansässige Fischer, den Gefahren des Warans bewusst, Sicherheit im Gebälk einer einfachen Hütte suchten.

Da die Tiere zumeist einen sehr trägen Eindruck hinterlassen, ist vielen Besuchern nicht klar, dass sie potenzielle Menschenfresser vor sich haben. Wie gefährlich die Komodowarane tatsächlich sein können erfuhren meine beiden Reisebegleiter ein paar Tage später, als sie sich zu weit in die Nähe eines Warans vorwagten. Selbst vor vier Menschen hat eine Ora (Indon. für Komodowaran) keine Angst. Wir konnten froh sein, dass es die Echse bei einschüchternden Drohgebärden beließ und uns der Schrecken nur in den Gliedern saß.

Wieder gingen einige Jahre übers Land und 2002 wurde Projekt Rinca Nummer drei in Angriff genommen. Diesmal, von langer Hand geplant, suchten wir im Rahmen der Aufnahmen für einem Zweiteiler über die Kleinen Sundainseln auch den Ort Riung im Norden von Flores auf. Unser Ziel war die Bucht Torong Padang, wo wir die noch nicht dokumentierte Echsenspezies vermuteten. Als krönender Abschluss stand danach noch der Komodo Nationalpark am Programm. Diesmal konnten wir bei der Ankunft einen Jungwaran beobachten, der am Pier träge herumstolzierte. Mein alter Freund lag wohl irgendwo faul im Gebüsch. Uns standen nur noch neun Drehtage zur Verfügung - nicht gerade viel Zeit um das Thema Nationalpark nach unseren Vorstellungen festzuhalten. So wurde wieder einmal, wie eigentlich schon während der ganzen Dreharbeiten, Tag und Nacht gearbeitet. Schlussendlich wollten wir ja auch die nachtaktive Tierwelt mit unseren Kameras einfangen.

GeiselspinneDa der Komodo Nationalpark und hier im Speziellen die Insel Rinca, nicht nur für seine Echsen bekannt ist, war es uns auch ein Anliegen die nicht minder interessante Fauna und Flora filmisch und fotografisch festzuhalten. Bei einer unserer nächtlichen Unternehmungen entdeckten wir das Exemplar einer Geiselspinne (Amblypygia).

KettenviperAuch die wunderschöne Lanzenotter (Trimerisurus albolabris) ist nächtens in den Bäumen auszumachen. Tag- und nachtaktiv ist die von der einheimischen Bevölkerung gefürchtete Kettenviper (Daboia russelli). Außerdem beherbergt der Park nicht nur die großen Echsen, auch die kleineren Verwandten, wie der Bogenfingergecko (Cyrtodactylus darmandvillei) und der etwas größere Tokeh (Gekko gecko) sind oft anzutreffen. Sehr scheu, da sie nicht gefüttert werden, sind die Langschwanzmakaken (Macaca facicularis).

Eine sehr häufig vorkommende Schlangenart ist die Speikobra (Ular Sendok - Naja sputatrix). Keine ungewöhnliche Pflanzenarten sind Stechapfelgewächse (Brugmansia candida) oder wie die Indonesier dazu sagen, "Terog gila" und gila (verrückt) wird man leicht davon. Ebenfalls ist dort die "Opuntia engelmannii", eine Kaktusart, beheimatet.

Varan im WasserNicht nur die wunderbare Flora und Fauna hat mich fasziniert, noch eine Begebenheit ist mir in bleibender Erinnerung geblieben: Scheinbar hat jeder Parkranger eine Vorliebe für eine spezielle Tierart. David unser ständiger Begleiter war ein Reptilienliebhaber. So geschah es, dass wir auf einer unserer Touren an einem Wasserloch vorbeikamen, aus dem gerade noch ersichtlich die Schnauze eines Warans hervorlugte. Jedenfalls nicht zu übersehen war sein verletztes Auge. Da David trotz seiner langjährigen Erfahrung im Nationalpark noch nie einen Waran reglos im Wasser liegen sah, war er der Meinung es handle sich um eine tote Echse. Pauli, der das Geschehen von einer anderen Perspektive beobachtete, war gegenteiliger Meinung. Um den Sachverhalt zu klären, packten ich und David das Reptil beim Schwanz und zogen es mit vereinten Kräften aus dem Wasser. Wie es sich folglich herausstellte, handelte es sich um ein ausgewachsenes Exemplar von gut 2 Meter Länge und... es lebte noch! Sofortiger Sicherheitsabstand war angesagt. Verletzte Tiere sind bekanntlich sehr gefährlich. Wir nahmen an, dass die Echse von einem Wildschwein angegriffen und verletzt wurde, da Warane zu den wenigen Feinden der Wildschweine gehören und wir in der Gegend etliche "Babi Liar Eurasia" sichten konnten.

Nach einigen Wochen war der dritte "Rincatripp" beendet aber die Neugier auf das wunderbare Land konnte bei weitem nicht gestillt werden. Folglich geistert bereits Projekt Rinca Nummer vier in meinem Kopf herum, um die Vielfalt dieser faszinierenden Insel ein Stück mehr kennen zu lernen. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei der Parkverwaltung für ihre Unterstützung bedanken und speziell bei den Rangern, die uns zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Seite standen.

Ein ausführliche Artikel über die Gelblinge von Torong Padang erschien in der Fachzeitschrift SAURIA (25. Jahrgang/Ausgabe 1/März 2003/Verfasser Pauli Hien, mit Fotos von Franz Peter Perc). Ferner kann man diesen Artikel als PDF und htm-Datei unter www.perc.at nachlesen.

Danksagung:
Ich bedanke mich bei Margareta Keiblinger für die Unterstützung bei der Erstellung des Manuskripts. Bei Pauli Hien für die Hilfe bei den Fachbegriffen und für überhaupt Alles.

Text: Margareta Keiblinger
Fotos: Franz Peter Perc

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